Wissenschaftsrat

Wissenschaftsrat legt Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Krebsforschung an den Medizinischen Universitäten Wien, Innsbruck und Graz vor

23/06/2009

Der Medizinische Ausschuss des Wissenschaftsrates hat sich mit der Krebsforschung an den drei Medizinischen Universitäten befasst. Im Mai 2009 hat das Plenum des Wissenschaftsrates seine "Empfehlungen zur Onkologie an den Medizinischen Universitäten Innsbruck, Wien und Graz" beschlossen, die sich vor allem an die drei Medizinischen Universitäten, die Forschungsförderer und das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung richten.

Über den Turbulenzen der letzten Tage um die Empfehlungen des Österreichischen Wissenschaftsrates zur Weiterentwicklung der Krebsforschung an den Medizinischen Universitäten Wien, Innsbruck und Graz drohen die Empfehlungen in ihrer eigentlichen Substanz in den Hintergrund zu geraten. Der Wissenschaftsrat weist daher noch einmal auf den sachlichen Kern seiner Empfehlungen hin: Erfolge der klinischen und grundlagenwissenschaftlichen Forschung auf dem Gebiet der Prävention, Diagnose und Therapie haben zu einer Steigerung der Überlebensraten und der Lebensqualität von Krebspatienten geführt. Aufgrund des höheren Durchschnittsalters der Bevölkerung muss aber mit einem weiteren Anstieg von Krebserkrankungen und damit verbundenen Kostensteigerungen im Gesundheitssystem gerechnet werden. Diese Ausgangssituation war Anlass für das BMWF, den Österreichischen Wissenschaftsrat um eine Erhebung des Status quo der Krebsforschung an den drei Medizinischen Universitäten Innsbruck, Wien und Graz zu bitten. „Die drei Standorte sind unterschiedlich weit entwickelt, ihre Stärken und Schwächen sind zueinander komplementär: Innsbruck hat seine Stärken in der Grundlagenforschung, Wien in der klinischen Forschung und Graz in der Organisation gemeinsamer Forschungslabore (Core facilities) und im Aufbau einer Biobank“, fasst Prof. Guido Adler, Mitglied im Medizinausschuss des Österreichischen Wissenschaftsrates und Leiter der Arbeitsgruppe, zusammen. Die jetzt vorliegenden Empfehlungen an die Medizinischen Universitäten, die Forschungsförderer und das BMWF zeigen auf, welche Maßnahmen erforderlich sind, um die Leistungsfähigkeit in der Onkologie nachhaltig zu sichern bzw. zu steigern:

  1. Die Medizinischen Universitäten sollten zusammen mit anderen Leistungsträgern im Gesundheitswesen weitere Anstrengungen unternehmen, um die Einflussfaktoren auf den Verlauf der Tumorerkrankung zu verstehen, die Therapie zu individualisieren, die Versorgungsqualität zu verbessern, die Lebensqualität der Tumorpatienten zu steigern und Fehlversorgung abzubauen. Grundlage hierfür ist, dass insbesondere in der Onkologie ein interdisziplinärer Ansatz über Fächer- und Organisationsgrenzen hinaus entscheidend zum Erfolg beiträgt. Es wird angeregt, an jeder Medizinischen Universität alle an der Behandlung von Tumorpatienten beteiligten Fachdisziplinen strukturell und funktionell eng miteinander zu vernetzen und interdisziplinäre Behandlungspfade für jede Tumorentität zu etablieren. Als übergeordnete Struktur bietet sich hier das Konzept der so genannten Comprehensive Cancer Center (CCC) an.
  2. Eine bessere Vernetzung der klinischen Bereiche mit der an bestimmten Standorten exzellent entwickelten onkologischen Grundlagenforschung kann Österreich international im Bereich der Onkologie eine Spitzenstellung einbringen.
  3. Es wird empfohlen, verstärkt Programme zur konsequenten Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, vor allem in den klinischen Fächern, einzurichten.
  4. Zum Aufbau einer Exzellenzstrategie in der Onkologie wird empfohlen, die öffentliche Förderung wissenschaftsinitiierter, klinischer Studien zu steigern und die Einrichtung und Vernetzung von Biomaterialbanken zu befördern. Daneben sollten klinische Epidemiologie, Versorgungsforschung, Palliativmedizin und Bioinformatik an den drei Universitäten nachhaltig ausgebaut werden.

Rückfragehinweis:

Mag. Nikolaus Possanner
Österreichischer Wissenschaftsrat
Liechtensteinstraße 22a, 1090 Wien
nikolaus.possanner@wissenschaftsrat.ac.at

www.wissenschaftsrat.ac.at
Tel: 01/319 49 99 - 20

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