Wissenschaftsrat

Enttäuschende Symptombekämpfung

06/12/2017

Eine „Geldspritze“ ändere nichts an den Rahmenbedingungen der ärztlichen Weiterbildung in Österreich

Das Wissenschaftsministerium hat der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg für die nächsten Jahre jeweils 3 Millionen für 25 zusätzliche Studienplätze zugesagt. In seiner Stellungnahme zu den Privatuniversitäten hatte jüngst der Österreichische Wissenschaftsrat auf das gesetzlich verankerte Finanzierungsverbot des Bundes für den Sektor der Privatuniversitäten hingewiesen. Besonders enttäuschend ist der Finanzierungsentscheid des bmwfw insbesondere in Anbetracht des außergewöhnlich hohen Betrages pro Studienplatz sowie der laufenden Bemühungen des namentlichen Ministeriums, das Privatuniversitäten-Gesetz umfassend zu reformieren, um ad-hoc Finanzierungen zu unterbinden und eine ausgewogene Koordinierung und zukunftsorientierte Ausgestaltung des Hochschulsektors zu ermöglichen.

Die Schaffung von einigen Ausbildungsplätzen ist zudem nur ein Mittel von mehreren, um den Ärztemangel anzugehen. Eine Universität kann nämlich keine verbindlichen Garantien abgeben, wie viele ihrer Absolventinnen und Absolventen nach Ablauf des Studiums im Lande bleiben. Es steht ihnen frei, auch in anderen Ländern zu arbeiten. Nach dem Studium suchen Ärztinnen und Ärzte international nach den besten Rahmenbedingungen für ihre berufliche Tätigkeit; entscheidend ist daher die Gewährleistung von adäquaten Weiterbildungsbedingungen zum Facharzt oder Allgemeinmediziner. Vor allem bei letzteren wird in Österreich ein großer Fehlbedarf erwartet. Dieser sollte unter Einbeziehung aller ärztlichen Ausbildungsstätten adressiert und nicht durch Einzelmaßnahmen wie punktuelle "Geldspritzen" beseitigt werden.

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