Wissenschaftsrat

Lob für Forschungsleistung der Medizinischen Universitäten zu den Bildgebenden Verfahren, Kritik an der Auslastung der teuren Geräte. Kosten relativieren sich erst bei effizienterer Nutzung.

12/12/2014

Der Österreichische Wissenschaftsrat hat heute seine Empfehlungen zur Nutzung der Bildgebung an den Medizinischen Universitäten in Graz, Innsbruck und Wien vorgelegt.

Investitionen in die Bildgebung haben sich für Österreich ausgezahlt: Zum wissenschaftlichen und klinischen Erfolg der Medizinischen Universitäten hat die insgesamt sehr gute Geräteausstattung zur Durchführung bildgebender Verfahren beigetragen. Thematisch sind es die großen und gesundheitspolitisch schwerwiegenden Bereiche „Neuroimaging“ und „Onkologische Bildgebung“, in denen alle drei Medizinischen Universitäten international exzellent ausgewiesen sind. Dazu kommen sehr gute Spezialbereiche wie die kardiale Bildgebung, die Bildgebenden Verfahren in der Augenheilkunde, in der Forensik, die im internationalen Vergleich extrem niedrig dosierte und damit schonende Kinderradiologie, die Erforschung von Kontrastmittelwirkungen, Knochenstrukturanalysen oder muskulären Ermüdungsprozessen und einige Bereiche mehr, in denen sich die österreichische Bildgebung einen Namen gemacht hat. Die Bildgebung ist aber auch äußerst kostenintensiv. Man benötigt nicht nur die Geräte selbst, sondern auch wissenschaftlich-technisches Personal (Physiker, IT-Experten, Mathematiker, Biologen, Radiochemiker, medizinisch-technisches Fachpersonal), das möglichst rund um die Uhr zur Verfügung steht, um die Geräte entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit nutzen zu können. Die Kosten für die Bildgebung relativieren sich erst dann, wenn durch ihren intensiven Einsatz Forschungserfolge erzielt, korrekte Diagnosen früher gestellt, teure und für den Patienten belastende Therapien besser gesteuert werden können. Richtig eingesetzt, ist die Bildgebung im Gesamtbudget des Gesundheits- und Wissenschaftssystems kosteneffizient.

Trotz vieler Erfolge ist eine optimale Auslastung der bestehenden bildgebenden Forschungsinfrastruktur in Österreich noch nicht gegeben. Unklar ist, welche „großen“ Spezialisierungen über das Neuroimaging und die onkologische Bildgebung hinaus angestrebt werden. Die Ausschöpfung und Bündelung der bildgebenden Forschung wird durch wenige und bereits bekannte Hindernisse verzögert: durch das relativ geringe Volumen an wettbewerblich verteilten Fördermitteln und durch die mangelnde personelle Ausstattung vorhandener Geräteeinheiten. So werden teure Geräte entgegen ihrer Nutzungsmöglichkeiten oftmals nach 15.00 Uhr nicht mehr voll ausgelastet. Wegen der im europäischen Vergleich überdurchschnittlichen Zahl von Journaldiensten des radiologischen Personals stehen die Geräte nicht in ausreichendem Maße der Forschung zur Verfügung. Die Verbindung zu europäischen Infrastrukturprojekten wird zu wenig für die Verbreitung von bestehenden Forschungserfolgen genutzt; das hängt sicherlich auch mit dem administrativen Aufwand komplexer europäischer Forschungs-Kooperationsprojekte zusammen. Für die drei Medizinischen Universitäten hat der Wissenschaftsrat detaillierte Empfehlungen zu Forschung, Lehre, Nachwuchsförderung und Klinik formuliert und der Wissenschaftspolitik vorgelegt.

Vorheriger BEITRAG
Nächster BEITRAG
ZURÜCK ZUR ÜBERSICHT