Wissenschaftsrat

Pressekonferenz anlässlich der Herbsttagung "Wissenschaftliche Karriere und Partizipation"

11/11/2011

Der bei der Tagung angestrebte Blick über den Tellerrand - illustriert durch Beispiele aus den USA, Großbritannien, Skandinavien, der Schweiz und Deutschland und aus Österreich - soll Varianten motivierender wissenschaftlicher Karrieremodelle aufzeigen und ihre Übertragbarkeit für das österreichische Universitätssystem zur Sprache bringen.

Österreichs universitäre und außeruniversitäre Forschung klagt über fehlenden Nachwuchs. Die Anzahl der Doktoratsstudierenden scheint – im internationalen Vergleich – hoch, nur wenige verbleiben jedoch in der Forschung. Ist Mitbestimmung die motivierende Komponente? Produziert das österreichische Karrieremodell an den Universitäten akademische Sackgassen? Wie viel Mitbestimmung im Wissenschaftssystem ist für eine wissenschaftliche Karriere, die internationalen Vergleichen standhalten kann, notwendig? Wie viel wissenschaftliche Karriere ist für die Mitbestimmung im Wissenschaftssystem, in der inneruniversitären Organisation, Voraussetzung? Die Erfüllung der Aufgaben einer Universität in Forschung und Lehre setzt wissenschaftlich qualifiziertes, leistungsfähiges und leistungsbereites akademisches Personal voraus. Seine Auswahl hat in erster Linie den Kriterien wissenschaftlicher Qualität und Qualifikation zu folgen, muss aber auch andere Gesichtspunkte, wie die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung oder Führungsqualitäten mit berücksichtigen. In Wissensorganisationen spielt ferner die Motivation eine wichtige Rolle, die unter anderem von den Freiheitsspielräumen und Partizipationschancen abhängt. Dies alles gilt für alle etablierten Universitätsangehörigen, vor allem aber für den Nachwuchs, aus dem die künftigen Spitzenkräfte für Wissenschaft und Universität rekrutiert werden. Die Anerkennung erbrachter wissenschaftlicher Leistungen, die rechtzeitige Erlangung wissenschaftlicher Selbstständigkeit und gesicherte Karriereperspektiven sind notwendige Voraussetzungen für die gedeihliche Entwicklung einer Universität, während ungewisse und prekäre Anstellungsverhältnisse hemmend wirken. Überlegungen zur Reform universitärer Organisationsstrukturen können daher nicht als isoliertes Reformanliegen, beschränkt auf den Bereich des Universitätsmanagements, angesehen werden. Im Fokus der Überlegungen zur Weiterentwicklung universitärer Governance steht nicht nur die Frage der Organisations-, Entscheidungs- und Mitbestimmungsstruktur (z.B. Senat, Rektorat/Rektor, Universitätsrat, Professoren, Mittelbau, Studierende), sondern auch die Frage, wo und wie die für eine Universität relevanten Problemstellungen definiert, welche Strategien entworfen, wie Ressourcen

verteilt und ihre Gebarung kontrolliert werden, welche Modi der Entscheidungsfindung genutzt werden, welcher Grad an Legitimität Entscheidungen zugesprochen wird, welche Gruppen/Repräsentanten daran beteiligt sind und in welcher Form dies mit der Gestaltung einer wissenschaftlichen Karriere verknüpft sein sollte.

Der bei der heute beginnenden Tagung angestrebte Blick über den Tellerrand – illustriert durch Beispiele aus den USA, Großbritannien, Skandinavien, der Schweiz und Deutschland – soll Varianten motivierender wissenschaftlicher Karrieremodelle und universitärer Organisationsformen aufzeigen und ihre Übertragbarkeit für das österreichische Universitätssystem zur Sprache bringen.



Rückfragehinweis:
Mag. Nikolaus Possanner
Österreichischer Wissenschaftsrat
Liechtensteinstraße 22a, 1090 Wien
nikolaus.possanner@wissenschaftsrat.ac.at
www.wissenschaftsrat.ac.at
Tel: 01/319 49 99 - 20
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