Pressekonferenz: Governance und Partizipation
20/11/2013
Wissenschaftsrat empfiehlt Fortentwicklung des Universitätsrechts zur Stärkung der österreichischen Universitäten
• Nachjustierung der universitären Governance-Strukturen
• Tenure-Track nach internationalem Vorbild
• Verbesserung der inneruniversitären Kommunikation und der Partizipationschancen
Unter dem Titel „Governance und Partizipation“ steht in der jüngsten Empfehlung des Wissenschaftsrates diesmal die autonome Universität und ihre internen Governance- und Personalstrukturen im Zentrum. Analysen zur Entscheidungs- und Personalstruktur der Universität nach dem UG 2002, zu den Möglichkeiten akademischer Karrieregestaltung und der Mitbestimmung führen zu einem Bündel an Empfehlungen, durch die die österreichischen Universitäten leistungsfähiger und an die internationalen Entwicklungen besser angepasst werden sollen. Diese Empfehlungen richten sich auch an die neue, künftige Bundesregierung, welche die Zukunftsaufgabe „Universität“ zu ihrem Anliegen machen muss.
Kurz gefasst wurden die zentralen Empfehlungen vom stv. Vorsitzenden des Wissenschaftsrates, Prof. Walter Berka, federführend in der Erarbeitung dieser Empfehlungen, und von Prof. Rainer Blatt, engagiertes Mitglied seiner Arbeitsgruppe „Governance“.
Berka: „Das UG 2002 hat sich bewährt, dennoch gab es immer wieder Kritik. So wurde von manchen Universitätsangehörigen ein Verlust an Mitbestimmungsmöglichkeiten formuliert. Dieser Vorwurf wurde von uns ernst genommen und war u.a. Anstoß für eine Weiterentwicklung der Organisationsstrukturen im Rahmen des UG 2002. Wir haben uns das Zusammenspiel der Verantwortlichkeiten des Universitätsrats, der Aufgaben des Senates und des Rektorates sowie die Mitwirkungsrechte der Universitätsangehörigen genau angesehen. Der Wissenschaftsrat empfiehlt die teilweise Neuinterpretation dieser Aufgabenteilung, wie z.B. die des Senates als strategisches Beratungsorgan für den Rektor. Auf der Ebene der nachgeordneten Organisationseinheiten empfehlen wir zur Stärkung der Partizipation der Universitätsangehörigen die Einführung eines Fakultätsrats, dem in Kooperation mit dem Rektorat gewisse Entscheidungsbefugnisse zukommen. Die fachliche Kompetenz des Universitätsrats sollte gestärkt und seine Besetzung ‚entpolitisiert‘ werden.“ Blatt: „Neben einer effizienten Organisation von Forschung und Lehre ist die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses eine der wichtigsten Aufgaben der Universitäten, die mit hoher Verantwortung verbunden ist. Der Wissenschaftsrat empfiehlt hier eine Fortentwicklung des im Kollektivvertrag angelegten Laufbahnmodells, zu einem tatsächlichen Tenure Track-Modell nach internationalem Vorbild; den damit verbundenen Qualitätsanforderungen muss man sich nicht erst bei der Professur, sondern auf allen Ebenen stellen.“
Kommentiert wurden die Empfehlungen aus der universitären Praxis: von Univ. Prof. Gerhard Kirchmair vom Institut für Experimentalphysik der Universität Innsbruck:
Kirchmair: „Die Universität Innsbruck hat in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften mir und einem Kollegen erstmals ermöglicht, eine dem Tenure Track-Modell gemäße Laufbahn einzuschlagen. Das bietet mir eine Zukunftsperspektive, die es so an unseren Universitäten bisher nicht gibt. Damit erhalten wir neben den Möglichkeiten zur wissenschaftlichen Karriere eine angemessene Mitbestimmung in allen Belangen. Generell wird die Einführung eines solchen Laufbahnmodells die Kommunikationskultur an den Universitäten stärken. Organisation, Karriereentwicklung und Mitbestimmung sind, das bestätigt die Praxis, eng miteinander verknüpft.“
Rückfragehinweis:
Mag. Nikolaus Possanner
Österreichischer Wissenschaftsrat
Liechtensteinstraße 22a, 1090 Wien
nikolaus.possanner@wissenschaftsrat.ac.at
www.wissenschaftsrat.ac.at
Tel: 01/319 49 99 - 20