Wissenschaftsrat

Wissenschaftsrat mahnt zur Besonnenheit

12/11/2010

Über der hektischen Diskussion um die vorgesehenen Kürzungsmaßnahmen im Bereich der Basisförderung außeruniversitärer Forschungseinrichtungen und der EUAnbahnungsfinanzierung droht die Existenz wesentlicher Probleme im Verhältnis der universitären und der außeruniversitären Forschung aus dem Blick zu geraten. Diese Probleme bestehen im gegebenen österreichischen Wissenschafts- und Forschungssystem auch unabhängig von den derzeit dominanten Budgetfragen.

Das österreichische Wissenschafts- und Forschungssystem weist neben den Universitäten und großen außeruniversitären Forschungseinrichtungen, z.B. der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, eine Vielzahl kleinerer und kleinster Forschungseinrichtungen, speziell im Bereich der Sozial- und Geisteswissenschaften auf, mit unterschiedlicher wissenschaftlicher Leistungsfähigkeit. Diese Einrichtungen verdanken ihre Existenz wiederum sehr unterschiedlichen, häufig auch sehr zeitbedingten Initiativen; sie sind Ausdruck einer insgesamt gesehen eher naturwüchsigen Entwicklung. Auch sind sie angesichts einer sich ständig verschärfenden Wettbewerbslage – auf nationaler wie auf internationaler, zumal europäischer Ebene – häufig zu klein und institutionell zu schwach, um im Konzert der großen Forschungseinrichtungen wirklich mithalten zu können. Hier sind daher auch Maßnahmen optimierender und strukturbereinigender Art, etwa in Form einer Integration in größere Forschungsverbünde oder Universitäten, dringend geboten.

In diesem Sinne schlägt der Wissenschaftsrat, zuletzt in seiner Empfehlung „Universität Österreich 2025“, vor, für kleinere Einrichtungen der außeruniversitären Forschung, speziell in den Sozial- und Geisteswissenschaften, eine Integration in die Universitäten zu prüfen. Die Universitäten bilden den Kern eines Wissenschafts- und Forschungssystems, unter anderem weil sie den wissenschaftlichen Nachwuchs ausbilden und für die wachsende Bedeutung der interdisziplinären Forschung einen optimalen Rahmen darstellen. Dies gilt auch im Blick auf eine häufig nur historisch erklärbare außeruniversitäre Form der Forschung, und hier insbesondere mit Blick auf mit ihnen gegebene wissenschaftliche Schätze, die auf Dauer bewahrt und gepflegt sein wollen. Umgekehrt könnte aufgrund mangelnder oder nur schwacher Forschungsleistungen im Einzelfall auf dem Wege einer Streichung der Basisförderung auch die Schließung einer Forschungseinrichtung ins Auge gefasst werden. Allerdings wäre eine vorausgehende externe Evaluation Bedingung für einen solchen Schritt. Budgetgründe können eine Rolle spielen, etwa wenn sich eine Konzentration begrenzter verfügbarer Mittel auf größere leistungsfähige Einrichtungen empfiehlt, sollten aber allein nicht ausschlaggebend sein. Als primäres Ziel muss eine Optimierung des österreichischen Wissenschafts- und Forschungssystems gelten.

Rückfragehinweis:

Mag. Nikolaus Possanner
Österreichischer Wissenschaftsrat
Liechtensteinstraße 22a, 1090 Wien
nikolaus.possanner@wissenschaftsrat.ac.at
www.wissenschaftsrat.ac.at
Tel: 01/319 49 99 - 20

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